Eine Brustvergrößerung kann Ihr Aussehen und Ihr Selbstbewusstsein verbessern - ob sie Ihre Idealvorstellung von einem Busen erfüllen oder andere Menschen dazu veranlassen, Sie anders zu behandeln, sei dahingestellt.

Interview mit Prof. Horch zum thema Risiken und Chancen bei der Brustvergrösserung

Risiken und Chancen bei der Brustvergrösserung - Interview mit Prof. Horch, Uni Erlangen, Abteilung Plastische und Handchirurgie - größere Brust durch Experten der Plastischen Chirurgie

Seit den 80er Jahren gilt es als Tabu in der Plastischen Chirurgie, Brüste mit körpereigenem Fett zu füllen. Bei früheren Operationen waren Teile des übertragenen, körpereigenen Fettgewebes abgestorben und hatten harte Stellen in der Brust verursacht. Bei Mammographien wurden diese Verhärtungen leicht mit Tumoren verwechselt.

Japanische Ärzte haben jüngst eine neue Methode zur Brustvergrösserung entwickelt. Während der Operation saugen Ärzte Fettzellen vom Bauch oder von den Hüften der Patienten ab und isolieren daraus Stammzellen. Schließlich werden etwa 300 bis 400 Millimeter des Stammzellen-Fett-Gemischs in die Brüste der Patientin injiziert, berichtet "Nature". Stammzellen aus dem Gewebe von erwachsenen Menschen können je nach Gewebetyp neue Zellen bilden.

Ist der neue Mix aus Fett und Stammzellen eine zukünftige Alternative zu den herkömmlichen Silikon- und Salzwasserimplantaten? Wir sprachen darüber mit Prof. Raymund E. Horch, Chefarzt der Abteilung für Plastische und Handchirurgie der Uni-Klinik Erlangen.

1) Brüste mit körpereigenen Stammzellen aufpolstern - wie beurteilen Sie die "Japanische Methode"?

Grundsätzlich ist die Idee, aus körpereigenen Zellen – möglichst so genannten adulten Stammzellen - Ersatzgewebe zu züchten und für die Defektdeckung oder auch eventuell zur Konturveränderung einzusetzen, keinesfalls neu. Wegen des enormen Bedarfs an Ersatzgewebe, der durch herkömmliche Methoden nicht hinreichend gedeckt werden kann, hat sich deshalb seit Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ein junges Forschungsgebiet, das so genannte "tissue engineering", entwickelt.

Tissue engineering ist eine sich rasch entwickelnde neue biotechnologische Forschungsrichtung. Hierbei werden die Prinzipien der Biologie und der Ingenieurskunst auf die Herstellung von funktionellen Ersatzgeweben im Labor angewandt. Am weitesten fortgeschritten ist die klinische Anwendung gezüchteter Hautprodukte bei Verbrennungen und chronischen Wunden. (1,2,3) sowie die Transplantation autologer Knorpelzellen.


Brustvergrösserung mit Stammzellen Fettzellen-Mix?


Weltweit wird an weiteren Entwicklungen mit nahezu allen Gewebssorten gearbeitet. Da viele Krankheiten nicht durch den Ausfall ganzer Organe, sondern einzelner Gewebe oder Zelltypen von Organen ausgelöst werden, stellt die Option des künstlichen Gewebsersatzes eine völlig neue und faszinierende Perspektive in der Behandlung von Krankheiten und eventuell auch in der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie dar.

Versuche, körpereigene Fettzellen zu züchten und die Hoffnung, diese zum Beispiel zur Brustvergrößerung wieder zu implantieren, sind zwar von mehreren Autoren propagiert worden, scheiterten aber bisher an ungelösten Problemen der Kultivierung so genannten Adipozyten, die als die Vorstufe der Entwicklung zu Fettzellen gelten.

Beim derzeitigen Stand der Forschung ist die Züchtung von Brustgewebe zum Zwecke der Brustvergrösserung nicht einmal zuverlässig im Tierexperiment gelungen, geschweige denn reproduzierbar. Immer wieder werden durch sensationsheischende, aber nicht wirklich fundierte Versprechungen oder voreilige Mitteilungen Erwartungen geweckt, die dann im klinischen Alltag bei weitem nicht erfüllt werden können. Manche dieser Mitteilungen haben eher kommerzielle Hintergründe als wissenschaftlich fundierte Fakten. Das schadet der Seriosität vieler ehrlicher Bemühungen in diesem jungen Forschungsgebiet erheblich.

Die Anwendung der Stammzellinjektion in Brustgewebe am Menschen ist daher aus der Sicht der derzeitig vorherrschenden Lehrmeinung noch verfrüht und sollte erst einmal zuverlässig im Tierexperiment etabliert werden. Dabei ist es auch wichtig, sicherzustellen, ob durch die Behandlung der Zellen im Labor unter künstlichen Bedingungen nicht etwa maligne Entartungen herbeigeführt werden können, die dann zum Wachstum bösartiger Geschwülste führen könnten.


Weltweit wird an weiteren Entwicklungen mit nahezu allen Gewebssorten gearbeitet. Da viele Krankheiten nicht durch den Ausfall ganzer Organe, sondern einzelner Gewebe oder Zelltypen von Organen ausgelöst werden, stellt die Option des künstlichen Gewebsersatzes eine völlig neue und faszinierende Perspektive in der Behandlung von Krankheiten und eventuell auch in der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie dar.

Versuche, körpereigene Fettzellen zu züchten und die Hoffnung, diese zum Beispiel zur Brustvergrößerung wieder zu implantieren, sind zwar von mehreren Autoren propagiert worden, scheiterten aber bisher an ungelösten Problemen der Kultivierung so genannten Adipozyten, die als die Vorstufe der Entwicklung zu Fettzellen gelten.

Beim derzeitigen Stand der Forschung ist die Züchtung von Brustgewebe zum Zwecke der Brustvergrösserung nicht einmal zuverlässig im Tierexperiment gelungen, geschweige denn reproduzierbar. Immer wieder werden durch sensationsheischende, aber nicht wirklich fundierte Versprechungen oder voreilige Mitteilungen Erwartungen geweckt, die dann im klinischen Alltag bei weitem nicht erfüllt werden können. Manche dieser Mitteilungen haben eher kommerzielle Hintergründe als wissenschaftlich fundierte Fakten. Das schadet der Seriosität vieler ehrlicher Bemühungen in diesem jungen Forschungsgebiet erheblich.

Die Anwendung der Stammzellinjektion in Brustgewebe am Menschen ist daher aus der Sicht der derzeitig vorherrschenden Lehrmeinung noch verfrüht und sollte erst einmal zuverlässig im Tierexperiment etabliert werden. Dabei ist es auch wichtig, sicherzustellen, ob durch die Behandlung der Zellen im Labor unter künstlichen Bedingungen nicht etwa maligne Entartungen herbeigeführt werden können, die dann zum Wachstum bösartiger Geschwülste führen könnten.



3) Was halten Sie von der amerikanische BRAVA-Methode zur Brustvergrößerung? Demnach wächst der Busen natürlich um etwa eine Körbchengröße, indem man einen Spezial-BH mit Saugglocken trägt, die Unterdruck erzeugen. Diese Methode soll auch schon erfolgreich bei Brustamputationen eingesetzt worden sein. Was rät der Experte?

Bei der BRAVA Methode handelt es sich grundsätzlich um eine nicht-invasive Technologie zur Brustvergrösserung, die auf dem bekannten Prinzip der Gewebeexpansion beruht: Immer dann, wenn ein Gewebe gedehnt wird (etwa die Bauchwand der Frau während der Schwangerschaft), kommt es zu einer Gewebedehnung - bis das natürliche Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Dieses Prinzip ist seit mehreren Jahrzehnten in der Plastischen Chirurgie bekannt.

Durch einen Unterdruck soll das Gewebe der Brust dazu angeregt werden, zu wachsen. Eine Patientenbeobachtung an ca. 200 Frauen will einen Zuwachs um bis zu ca. 100 ml beobachtet haben. Inwieweit es sich dabei um eventuell Wassereinlagerungen in das Gewebe handelte und wie langfristig die Veränderungen anhalten, bedarf aber noch der genaueren wissenschaftlichen Analyse. Prospektive Untersuchungen werden hier zur Klärung beitragen können.

4) Brustkrebsvorsorge: Kann man nach einer Brustvergrößerung Mammographien ohne Beeinträchtigungen durchführen lassen?

Besonders wenn die Implantate hinter den Brustmuskel eingesetzt werden, wird die Möglichkeit zur Mammographie dadurch in keiner Weise beeinträchtigt. Vielmehr wird besonders bei kleinen Busen durch die nach vorne vorverlagerte Brustdrüse die Diagnostik erleichert und verbessert.



5) Zahlen über Komplikationen nach Brustvergrößerungen durch Silikon-Einlagen gibt es nicht. Über die Häufigkeit der Kapselfibrose, eine Verhärtung der Brust, die meistens eine Neuoperation erfordert, rätseln die Experten. Noch vor einigen Jahren trat sie in 30 bis 40% aller Fälle auf. Ist eine neue OP die einzige Möglichkeit bei der Kapselfibrose?

Während man früher so genannte "geschlossene" Kapselsprengungen, also durch die Haut hindurch vornahm, gilt dies wegen der dabei häufig eintretenden Ruptur der Kapsel als Kunstfehler. Versuche, durch die Injektion von Medikamenten oder die Beschichtung mit Medikamenten eine Kapselbildung zu verhindern, schlugen bisher fehl. Daher gilt auch heute noch die operative Behandlung von Kapselkontrakuren als das Mittel der Wahl.

Durch die Veränderung der Implantatoberflächen mit Entwicklung von rauhen texturierten anstelle der früher üblichen glatten Silikonhüllen ist aber die Rate der Kapselbildungen erheblich zurückgegangen. Eine aktuelle Entwicklung ist die zusätzliche Oberflächenbeschichtung mit Titan. Diese soll eine weitere Verbesserung der Akzeptanz von Implantaten im Körper bewirken. Langzeitergebnisse stehen diesbezüglich aber derzeit noch aus.

Kommt es dennoch zur Kapselkontraktur, so kann aber heute in speziell ausgerüsteten Zentren, wie zum Beispiel in unserer Universitätsklinik eine minimal-invasive endoskopische Kapselsprengung über einen Schlüssellochzugang vorgenommen werden.



6) Aktuelle Statistiken verschiedener medizinischer Vereinigungen belegen: Die Brustvergrößerung erfreut sich in Deutschland weiter einer zunehmenden Popularität. Wie erklären Sie sich das?

Zum einen war die Brustvergrösserung schon immer eine der am häufigsten durchgeführten aesthetisch indizierten Operationen, zum anderen wurde in den letzten Jahren durch die Medien eine völlig veränderte Einstellung zu plastisch-chirurgischen Eingriffen mit Veränderung der Körperform und ein verändertes Körperbewusstsein erzeugt. Dieser Trend hat sich aus den USA konsequent nach Europa fortgesetzt.

Mittlerweile konnte in Langzeitstudien gezeigt werden, dass die vor einigen Jahren befürchteten möglichen Schäden (wie etwas rheumatische Erkrankungen) durch Silikongelprothesen in großen Reihenuntersuchungen nicht auftraten. Vielmehr hatten Frauen mit Silikonprothesen zum Teil weniger Brustkrebserkrankungen als die Normalbevölkerung.

Ferner wurden die Techniken der Brustvergrösserung durch Entwicklung neuer Implantate und Implantatoberflächen verbessert, was sicher auch zur weiteren Verbreitung dieser Operation beigetragen hat.



7) Warum wird das Silikonkissen manchmal unter die Brustmuskulatur und manchmal darüber implantiert? Wie kommt es, dass einerseits runde Implantate unter dem Brustmuskel und andererseits anatomische Implantate über dem Brustmuskel vorgeschlagen werden? Welche Unterschiede gibt es bei den beiden Methoden? Welche Methode ist mehr zu empfehlen, wenn man schon 2 Kinder hat und keine mehr bekommen möchte?

Grundsätzlich ist die Einpflanzung der Implantate hinter den Brustmuskel das derzeit sicherste Verfahren. Durch den über der Prothese noch liegenden Brustmuskel wird eine zusätzliche Weichteilbedeckung gewährleistet, die ansonsten gerade bei sehr schlanken Frauen mit einem dünnen Haut-Weichteilmantel und sichtbaren Rippenkonturen zu einer sichtbaren Verformung durch die Prothesen führen können.

In unserer Klinik wird diese Art der Implantation grundsätzlich durchgeführt. Nachteil sind die etwas aufwändigere Art der Präparation und die etwas vermehrten Beschwerden unmittelbar nach der Operation im Vergleich zur einfachen Einpflanzung lediglich unter die Brustdrüse und somit oberhalb des Muskels. Deswegen wird eine sorgfältige Schmerztherapie perioperativ vorgenommen.

In Anbetracht der meist besseren Langzeitergebnisse wird das Vorgehen immer mit der betroffenen Patientin im Einzelfall abgesprochen. Anatomische geformte Implantate haben in bestimmten Einzelfällen einen Vorteil, können aber bei einer Kapselkontraktur, bzw. bei einem dadurch bedingten "Verrutschen" der Prothesen leichter zu einem unförmigen Aussehen führen als runde Implantate.

8) Was sind die Beweggründe der Patientinnen, die sich in Ihrer Sprechstunde vorstellen? Über was klären Sie die Patientinnen während des Beratungsgespräches auf?

Die Beweggründe der Patientinnen sind sehr unterschiedlich. Wichtig ist für mich, herauszufinden, ob die Patientin die Brustvergrösserung wirklich nur für sich selbst möchte, oder ob andere Gründe im Vordergrund stehen. Viele Frauen leiden sehr stark unter einer zu kleinen oder kaum entwickelten Brust oder unter einer erschlafften, hängenden Brust nach Schwangerschaften. Dabei wird nicht nur ihr gesamtes Körpergefühl, sondern in der Folge oft auch das soziale Umfeld in Mitleidenschaft gezogen. Dies wirkt sich negativ auf die gesamte Lebensqualität aus.

Bei unserem Gespräch legen wir Wert darauf, dass alle Möglichkeiten und Techniken der Brustvergösserung aufgezeigt werden. Insbesondere wird auf mögliche mit der Operation verbundene Risiken und Gefahren sowie auf Langzeitfolgen aufmerksam gemacht. Durch die Medien werden aber gelegentlich auch unrealistische Erwartungen geschürt. Trotz aller Fortschritte der Techniken kann es in einem bestimmten Prozentsatz zu Kapselbildungen kommen, die dann eine erneute Operation notwendig machen können. Über die Haltbarkeit der momentan modernsten Implantate existieren keine absolut zuverlässigen Angaben. Es ist die Aufgabe des Plastischen Chirurgen, hier Aufklärungsarbeit zu leisten, und betroffene Patienten korrekt über alle möglichen Folgeprobleme zu unterrichten.

Viele Dank für die ausführlichen Informationen! (Interview: Andreas Frädrich, Redaktion medizin.de)
Literaturhinweise:
1) Horch RE, Bannasch H, Andree C. Kopp J, Stark GB: Single cell suspensions of cultured human keratinocytes in fibrin glue reconstitute the epidermis, Cell Transplantation 7: 309-317, 1998
2) Horch RE, Bannasch H, Stark GB: Combined grafting of cultured human keratinocytes as a single cell suspension in fibrin glue and preserved dermal grafts enhances skin reconstitution in athymic mice full-thickness wounds. Eur J Plast Surg 22: 237-243, 1999
3) Horch RE, Debus M, Wagner G, Stark GB: Cultured human keratinocytes on type-I bovine collagene membranes to reconstitute the epidermis. Tissue Engineering 6: 53-67, 2000


23.04.2004
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Auch wenn es im gesellschaftlichen Vergleich gar keinen zu kleinen Busen gibt, bekommen Frauen vor allem durch die oft retuschierten Bilder in der Werbung suggeriert, daß die Brust garnicht groß bzw. "perfekt" genug sein kann, und das obwohl sehr viele Männer kleinere Brüste bevorzugen. Die plastische Chirurgie begegnet diesem Thema zum Beispiel mit der Brustvergrösserung bzw. mit der Bruststraffung. Die Methoden der Brustvergrößerung sind unterschiedlich und werden je nach Fall individuell ausgewählt. Über Risiken bei der "Schönheits- operation" sollte Frau sich aber in jedem Fall bewußt sein. Eine genaue Recherche ist daher dringend anzuraten. Auf keinen fall aber sollte sich Frau von anderen Personen zu etwas drängen lassen was für ihren Körper ein Risiko darstellen könnte. Es ist IHR Körper.